Kanalfahrt

Belgien – England – Frankreich – Belgien

Im segeln-forum habe ich gute Hinweise und Hilfen für meine Fahrt von Belgien nach London bekommen. Hier ein kurzer Bericht dazu. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen.

Wir sind als Segelgruppe von 4 Personen mit einem zu kleinen Boot der Fa. Altair in Nieuwpoort, Belgien, gestartet. Es war eine gut ausgestattete Sun Odyssey 389. Ich hätte gern ein größeres Schiff gehabt, habe aber keins bekommen. Ich weiß bis heute nicht warum, da ich die anderen Yachten ja da liegen sah. Prinzip bedingt sind längere Yachten für einen Segeltörn mit vielen Meilen besser geeignet, weil sie einfach etwas schneller laufen können.

Yacht im Hafen

Dakiri in Nieuwpoort

Am Samstag um 13.00 Uhr haben wir die Yacht übernommen und alles eingeladen uns bei einer kurzen Ausfahrt mit ihr vertraut gemacht. Am Sonntag Morgen sind wir dann los nach Ramsgate.

Ich habe für die ersten drei Reiseabschnitte in guter englischer Tradition sogenannte Passage Plans erstellt. Passage Plan

Wie im Forum angemerkt ist die erste Hürde bei der Kanalquerung, nicht wie von mir gedacht, das VTG (Verkehrstrennungsgebiet), sondern die Flachwasser vor der Belgischen Küste. In einem schönen Tagestrip ging es dann also nach Ramsgate. Das Schiff immer so fahren, dass im  VTG die volle Breitseite von der kommerziellen Seefahrt zu sehen ist. Ich weiß nicht ob ich das ohne diesen hervorragenden Raymarine Plotter so hinbekommen hätte.

Beachtlich ist die Strömung vor Ramsgate, die auch zu wilden Wellen führen kann. Strömungen sind auf dieser Reise die größere Herausforderung als der Tidenhub selbst. Wie hoch das Wasser wann steht war eigentlich nur für London interessant.

Vielleicht für den unerfahrenen eine wichtige Info ist, viel funken hilft. In Ramsgate fängt es damit an. Auf Kanal 14 wird um Einlass in den Hafen gebeten, die eigene Yacht befindet sich wohlgemerkt außerhalb des betonnten Fahrwassers. Dann geht es ums Eck in die Marina, wo man auf Kanal 80 um einen Platz bittet. Die Marina ist gleich nach der Einfahrt links. Keine Scheu, man wird auf beiden Frequenzen freundlich behandelt. In Ramsgate würde ich raten mal in den Pub mit der blauen Schrift zu gehen. Ist vom Hafen aus zu sehen. Das Essen ist zwar nicht so berühmt aber das ganze Ambiente ist sehenswert. Und es gibt Punk IPA von den Brewdogs.

zu zweit an der Tonne

Ich hatte ursprünglich vor am nächsten Tag bis nach London zu fahren (70 sm), wovon mir im Forum aber abgeraten wurde. Dass was man üblicherweise macht ist nach Queensborough zu fahren. Dort wird, nach dem Funken mit dem Verantwortlichen, an einer Tonne fest gemacht. Wir haben hier mit einem zweiten Boot an einer Tonne gelegen. So ist es vorgesehen. Ist nicht ganz optimal aber wurde so gewünscht. Wir haben einerseits versucht die Masten nicht auf gleicher Höhe zu haben und mussten natürlich abfendern wie nichts Gutes. Kassiert wird per Boot, wie in Kroatien. Kartenzahlung ist möglich. 18 Pfund kostet das. Tenderboot von 10.00 – 18.00 Uhr. Abfahrt von der Tonne ist 7 Stunden vor Hochwasser London Bridge. Wir hatten einen ruhigen Abend und haben den Lotusgrill ausprobiert. Funktioniert gut.

Sonnenuntergang an der Tonne

Sandhouse

Für das Befahren der Themse mit Freizeitbooten gibt es eine eigene Website. Insbesondere empfehlen würde ich diese zwei PDFs: Themsemündung und der Rest bis zur Towerbridge. Hier ist beschrieben wie man sich im Mündungsbereich außerhalb des Fahrwassers hält und welche Funkkanäle wann zu benutzen sind. Ich würde dringen empfehlen sich bei London VTS zu melden. Die koordinieren da eine ganze Menge Seeschiffe und sind sichtlich froh wenn sich die Yacht die da rumtuckert bei Ihnen meldet. Einfach nur sagen wer man ist und die Position, z. B. bei welcher Tonne man ist. Die sagen einem dann wie man sich weiter zu verhalten hat. Meist geht es nur darum, dass man sich an einer bestimmten Stelle dann noch mal melden soll. Einen Anschiss habe ich kassiert als ich nach der Queen Elizabeth II Bridge ein Seeschiff an rot passieren lies. Wir waren wohlweislich außerhalb des betonnten Fahrwassers. Das wird gar nicht gern gesehen. Immer ganz rechts bleiben auf der Themse. Nicht schnibbeln. Nicht so fahren wie auf dem Rhein!

In fünf bis sieben Stunden ist man dann an den St. Katherine Docks. Auch hier würde ich dringend empfehlen vorher zu reservieren. Dann weiß man an der Schleuse auch gleich wer wann rein will. Dort wird tatsächlich namentlich geschleust. Hier wieder Kanal 80 funken wenn die Tower Bridge in Sicht kommt. Der Marinaangestellte war nicht sehr hilfreich beim Schleusen. Er wollte die Segelyacht partout erst hinten belegen, durch den starken Seitenwind sind wir dann vorn vertrieben und mussten ein zweites mal einfahren. Im St. Katherine Dock liegt man einerseits sehr zentral und einigermaßen ruhig. Die Sanitäreinrichtungen sind wie das eigene Badezimmer. Kann man aber für rund 100 Euro die Nacht auch erwarten.

Hafenpanorama

Essen gehen, kurz auf die Tower Bridge, ab ins Bett um 07.00 Uhr am nächsten Morgen wurde wieder geschleust. Es ging nur um den Haken am Punkt: ein mal mit der Yacht nach London.

Am nächsten Tag fuhren wir bis nach Ramsgate zurück. Die 70 sm waren gerade zum Schluss recht anstrengend. Bis zu 30 Knoten Wind und dann noch Welle und Wind gegen Strom vor Ramsgate waren wirklich kein Spaß.

in der Backskiste

Tags drauf sind wir nach Dunkerque. Eine gute Sache weil etwas kürzer als nach Nieuwpoort. Aber Obacht vor der Küste ist es recht flach.

Am letzten Tag mussten wir dann noch die restlichen 15 sm an der Küste unter Motor im Nebel bis nach Nieuwpoort und das Boot wieder abgeben. Das hieß gehörig Ausguck halten und Radar und AIS beachten. Auch hier war Dunkerque VTS ganz froh das wir uns kurz gemeldet haben.

Alles im Allen war es ganz schön kalt und feucht, ganz anders als das Wetter im Binnenland, aber es war auch ein richtiges tolles Abenteuer. Im Mai 2018.